Inhalt
Der sagenumwobene Landsitz Glenlyon
Manor, seinerzeit auch "Romantic House" genannt, war einst
die Lieblingsbleibe der Königin Maria Stuart gewesen und dabei nicht
selten der Ort ihrer romantischen Eskapaden. Heute beherbergt das
düstere Gebäude die renommierte Princess Helena School für
überdurchschnittlich intelligente Schüler. Nie hätte sich die
sechzehnjährige Münchnerin Aoki träumen lassen, dass es sie einst
dorthin verschlagen würde. Und noch viel weniger, dass sie gerade
dort ihr Herz verlieren würde – nur dummerweise genau an den
Jungen, der den Fluch des Hauses in sich trägt, was das Verlieben
noch mal deutlich komplizierter macht, als es ohnehin schon ist.
Ich sollte wohl damit anfangen, zu
sagen, dass ich Geschichten, die auf einem Internat spielen,
eigentlich nicht mag. Spontan fällt mir kaum eine solche ein, die
mir wirklich gefallen hat. (Nach längerem Nachdenken fällt mir dann
zwar doch die eine oder andere ein, aber das tut hier nichts zur
Sache.) Deshalb war ich anfangs skeptisch, ob „Glenlyon Manor“
mir gefallen würde. Doch schon ziemlich schnell war ich überzeugt,
dass nicht alle Internatsromane, die ich lese, so schlecht sind wie
bisher angenommen. Glenlyon Manor strahlte einen besonderen Charme
aus, sodass der Leser das Gefühl hat, selbst dort aus dem Schloss zu
sein. Außerdem war das Thema Internat nicht allzu groß, sondern
eher nebensächlich, was bestimmt auch nicht geschadet hat.
Wie gesagt, spielt die Geschichte auf
einem Internat, nämlich der Princess Helena School. Da es eine
Schule für hochbegabte Jugendliche ist, kommen sie Schüler
dementsprechend auch aus der ganzen Welt, um diese Schule zu
besuchen. Und diese Schüler hätten kaum unterschiedlicher sein
können. Während Aoki auf den ersten Blick ziemlich normal wirkte,
hatte ihr Mitschüler Sem zum Beispiel ein fotographisches
Gedächtnis. Wieder andere, darunter auch die Protagonistin Aoki,
zeigten ein besonderes Talent in unterschiedlichen Schulfächern, die
zum Teil aber auch ziemlich exotisch sind. Denn die Fächer „Russisch
für Fortgeschrittene“ oder „Strukturgesteuerte Intelligenz“
werden normalerweise nicht an gewöhnlichen Schulen unterrichtet.
Diese Vielfalt an verschiedenen Individuen hat mir sehr gefallen.
Nicht nur, wie diese besonderen Jugendlichen jeder für sich sind,
fand ich sehr spannend, sondern auch, wie sie miteinander umgehen.
Den Zusammenhalt, den sie haben, finde ich einfach nur
bewundernswert.
Die Protagonistin Aoki ist eine
sympathische Figur. Schon allein hinter ihrem Namen steckt eine
Geschichte und genau das finde ich so toll. Zwar ist diese Geschichte
nicht besonders groß oder bedeutend, aber es ist eine, die erklärt,
wie Aoki zu ihrem Namen gekommen ist. Ganz so besonders wie ihr Name
ist ihr Charakter zwar nicht, trotzdem fällt sie durch ihre
freundliche Art und ihr versöhnliches Wesen auf. Aoki ist jemand,
der anderen Leute gerne hilft, aber auch an sich und seine eigenen
Angelegenheiten denkt. Sie ist vernünftig und denkt nochmal nach,
bevor sie etwas gefährliches oder illegales tut.
„Glenlyon Manor“ behandelt ein
ziemlich spannendes Thema: Geister. Die Geister sind auf eine
unglaublich natürliche Weise mit der Geschichte verflochten. Es sind
nicht die typischen Bettlakengespenster, an die man denkt, sobald man
das Wort „Geist“ hört. Sie haben eine eigene Persönlichkeit,
einen Grund, wieso sie als Geister fortbestehen. Diese Idee ist
zugegebenermaßen zwar auch nicht neu, aber anders als in vielen
anderen Büchern, ist der Geisteraspekt nicht gleichzusetzen mit
Grusel und Angst. Zwar mit einer mysteriösen Atmosphäre, aber ohne
wirklich gruselig zu sein, sind die Geister ein fester Bestandteil
der Geschichte.
Das Einzige, was mich an diesem Buch
wirklich gestört hat, war eine Szene gegen Ende des Romans, auf die
ich nicht näher eingehen werde. Jedenfalls hat mich diese Szene so
aus der Bahn geworfen, dass ich danach nicht nochmal so ins Geschehen
eintauchen konnte wie zuvor. Dadurch kam ich der Geschichte am Ende
leider nicht mehr so nahe. Das Ende an sich hat mir zwar gefallen, es
konnte mich aber nicht mehr so sehr mitreißen, da ich gedanklich
noch immer mit dieser Szene beschäftigt war. Unter Anderem hängt
das damit zusammen, das ich dadurch eine ganze Weile keine Ahnung
mehr hatte, wer nun eigentlich das Liebespaar ist. Somit konnte ich
das Ende nicht richtig nachvollziehen. Das lag aber wahrscheinlich
bloß an mit, denn anderen Lesern erging es nicht so.
Zur Autorin:
Gabriele Diechler, 1961 in Köln
geboren, lebt und arbeitet im Salzkammergut. Neben Drehbüchern für
ARD und ORF schreibt sie nun hauptsächlich Jugendbücher, Krimis und
Romane. Jedes Buch entsteht an ihrem Minischreibtisch, wo nicht nur
getippt, sondern auch lange telefoniert, Tee getrunken und Schokolade
gegessen wird.
Fazit
„Glenlyon Manor“ vereint Aspekte,
die ich normalerweise eigentlich nicht mag, wie zum Beispiel das
Internat oder die Geister, in einer ganz tollen Geschichte. Zwar ist
das Buch nicht perfekt, aber es hat mich gut unterhalten und mir
schöne Lesestunden beschert. Deshalb kann ich jedem nur empfehlen,
sich seine eigene Meinung zu diesem Buch zu bilden.
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