Mittwoch, 22. Juni 2016

[R] Geliebter Samurai von An Lin


Vielen Dank an An Lin für das Rezensionsexemplar!

Inhalt

Im 12. Jahrhundert haben sie sich heimlich geliebt: Prinzessin Yuna und der Samurai Yoshi. Doch als sie in unserer Zeit für eine zweite Chance wiedergeboren werden, schlagen ihre Herzen für unterschiedliche Welten: Yuna ist eine tüchtige Geschäftsfrau, und Yoshi zockt lieber Computerspiele, statt für die Schule zu lernen. Erst durch Mura, einen alten Widersacher der kaiserlichen Familie, kreuzen sich ihre Wege wieder. Im Kampf um Leben und Tod entfacht das Feuer zwischen Yoshi und Yuna neu. Da entscheidet sich der Samurai in Yoshi erneut für den Ehrentod, um Yuna zu retten... Ist ihre Liebe für immer verloren?

Das Buch hat eine echt spannende Grundidee, aber ich war leider zu beschäftigt damit, genervt zu sein über die Charaktere, dass ich beim Lesen deutlich weniger davon mitbekommen habe.
Zuerst mal ist da Yuna, die doofe Kuh. Sie ist mit 29 Jahren die älteste der Personen und so unfassbar naiv und schwer von Begriff, dass man das teilweise nicht hätte ahnen können. Ja, Yuna, wenn du schon von Anfang an ziemlich sicher weißt, dass du wiedergeboren wurdest und die Träume Erinnerungen aus deinem anderen Leben sind, dann kaufe ich es dir nicht ab, wenn du dich mit Händen und Füßen dagegen wehrst, sobald es dir mal jemand gesagt hat! Oder ihre Sicht auf Yoschi. Sie sieht ihn zum ersten Mal, als er gerade die Schule schwänzt und reitet den ganzen Rest des Buches lang darauf herum, dass er ein Schulschwänzer und ach so unreif ist. Tja, was man sagt, ist man selber? Im Ernst, damit und durch ein paar andere Aktionen erschien Yuna mir etwa tausend Mal unreifer als Yoschi. Ein anderes Beispiel: Yuna wird fast erwürgt. Ihrer Mutter empfiehlt sie, den Polizeischutz, der ihnen zur Verfügung gestellt wird, anzunehmen, aber sie hält es für „übertrieben“ und ein permanenter Personenschutz „würde sie daran erinnern, was sie durchmachen musste“, was sie nicht will. Da in etwa hat es angefangen, dass ich an Yunas Verstand gezweifelt habe. Okay, Yuna, dann lebe dein Leben halt normal weiter, ohne dich ständig daran zu erinnern. Dann beschwere dich aber auch nicht, wenn es kurz bleibt.
An ihrer Seite steht Yoschi, ein ganz normaler Jugendlicher. Ihn mochte ich ganz gerne, aber auch mit ihm hatte ich ein entscheidendes Problem. Und zwar ging mir seine Charakterentwicklung viel zu schnell. Die Handlung spielt innerhalb von ein paar Tagen. Am Anfang ist er eben dieser Schüler, der das Lernen nicht so ernst nimmt und lieber Videospiele spielt, aber nach dem, was in den paar Tagen passiert, kommt er als perfekter Traumtyp heraus und ist wie ausgewechselt. Einerseits kann man das bis zu einem gewissen Punkt verstehen, aber ich hätte mir da einen besseren Übergang zwischen Charakter A und Charakter B gewünscht, besonders, weil er dann eben reifer als Yuna wirkt.
Die große, epische Liebesgeschichte … ist keine. Man kriegt mit, dass Yuna und Yoschi vor 800 Jahren mal eine innige Affäre hatten und das beeinflusst ein wenig, wie sie sich in der Gegenwart sehen. Und in der Gegenwart gibt es zwar immer wieder Momente zwischen den beiden, aber da habe ich deutlich mehr erwartet. Gerade wegen dem Altersunterschied zwischen Yuna und Yoschi hätte das nämlich spannend werden können, finde ich, eben weil es sonst nicht üblich ist.
Trotz der ganzen Kritik muss ich aber schon betonen, dass ich den Schreibstil gerne mochte. Er ist flüssig und lässt sich schnell und angenehm lesen, sodass ich es ziemlich schnell durch hatte.


Über die Autorin:

An Lin wurde 1984 bei Hamburg geboren, lässt sich aber auch gerne von süddeutscher Dorfidylle inspirieren.
Seit ihrer Kindheit beschäftigt die Autorin sich mit Japan. In ihrem Studium der Literatur, Geschichte und Soziologie verfasste sie wissenschaftliche Arbeiten über Nihon, lernte die Sprache und bereiste das Land. Das brachte sie dazu, Japan-Romane für junge Erwachsene zu schreiben. Zuvor skriptete sie für renommierte Häuser wie den Carlsen Verlag Comics und andere Texte im japanischen Stil.
Die Autorin geht gerne mit Freunden in Hamburg Sushi essen, sammelt Manga, joggt leidenschaftlich gern durch süddeutsche Wälder, fährt ein japanisches Elektroauto, bespricht Romane in einem privaten Jane-Austen-Club und leitet in Stuttgart einen Stammtisch für Japan-Interessierte.

Fazit

Geliebter Samurai ist mal wieder so ein Kandidat: Interessante Idee, klasse Schreibstil, aber die Charaktere ziehen es ziemlich weit runter. Ich denke, wenn man sich SEHR für Japan interessiert, könnte man das Buch schon lesen, aber man verpasst auch nicht wirklich was, wenn man es nicht tut.

4 Kommentare:

  1. Irgendwie fühle ich mich bei deiner Rezension zu diesem Buch erinnert an "Einfach.Liebe.". Bei dem einen wird die Protagonistin fast vergewaltigt, bei dem Anderen fast erwürgt, aber neeeeeeeein... Polizei? Wieso auch? ö.o Ich kann absolut nachvollziehen, dass du da an den Verstand der Protagonistin angezweifelt hast. xD An sich bin ich schon ein Japan-Fan, aber nach deiner Rezi muss ich das Buch jetzt auch nicht unbedingt lesen. ^^'

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    1. Stimmt, auf den Vergleich bin ich nicht gekommen. xD Was ist nur los mit den Protagonistinnen, dass sie sowas einfach mit sich machen lassen? ^^ Ich finde ja, du verpasst da nichts. ;-)

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  2. Huhu Julia,

    ich hatte auch das Gefühl, dass Yoshi fiel reifer ist als Yuna. Yoshi mochte ich ganz gerne. Er war der beherrschte, ruhige Typ. Wie erging es dir mit dem Humor in dem Buch? Ich hatte da so meine Schwierigkeiten mit.
    Ganz liebe Grüße Tanja :o)

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    1. Ging mit auch so und gerade mit dem Alter hatte ich da Probleme mit, dass er so viel reifer ist. Und mit dem Humor ging es mir auch wie dir, es hat meinen Humor leider nicht getroffen. =)

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