Montag, 27. April 2015

[R] Mein Herz und andere schwarze Löcher von Jasmine Warga

Vielen Dank an Vorablesen und den Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar!

Inhalt

Wenn dein Herz sich anfühlt wie ein gähnendes schwarzes Loch, das alles verschlingt, welchen Sinn macht es dann noch, jeden Morgen aufzustehen? Aysel will nicht mehr leben sie wartet nur noch auf den richtigen Zeitpunkt, sich für immer zu verabschieden. Als sie im Internet Roman kennenlernt, scheint er der perfekte Komplize für ihr Vorhaben zu sein. Und während die beiden ihren gemeinsamen Tod planen, spürt Aysel, wie sehr sie sich auf die Treffen mit Roman freut, wie hell und leicht ihr Herz sein kann. Und plötzlich ist der Gedanke, das alles könnte ein Ende haben, vollkommen unerträglich ... Aysel beginnt zu kämpfen. Um ihr Leben. Um sein Leben. Und um ihre gemeinsame Liebe.

♥♥♥ So, ich habe gerade einen Teil meiner Liebe für dieses unglaublich tolle Buch herausgelassen. Jetzt kann ich euch auch erklären, wieso ich dieses Buch so unglaublich toll finde.
Zum einen ist da der Schreibstil. Wer meine Rezensionen schon etwas länger liest, weiß, dass ich Gefrorenes Herz von Mirjam H. Hüberli wegen dem wunderschönen Schreibstil und der bildhaften Sprache geradezu verehre und es noch immer ständig erwähne (so wie jetzt wieder – ups). Jasmine Warga hat dieselbe Art, ganz normale und alltägliche Situationen durch ihre Worte so zu gestalten, dass selbst ein grauer Himmel zu etwas ganz Besonderem wird.
Depression ist ein Thema, das vermutlich jeden auf die eine oder andere Weise etwas angeht, über das aber, soweit ich es mitbekomme zumindest, nicht viel geredet wird. Die Autorin spricht das Thema in dem Buch jedoch ganz offen an. Und nicht nur das: sie stellt Depressionen auch wirklich sehr realistisch dar, sodass auch Leute, die diese Erfahrung nicht gemacht haben, doch nachvollziehen können, wie Aysel sich fühlt. Eine schwarze Qualle, die jeden Anflug von positiven Gefühlen gleicht aufsaugt, dieses Bild wird im Laufe des Buches öfter verwendet. Und hier treffen die beiden bisher genannten Punkte aufeinander: Die wundervolle Sprache, mit der die Autorin ein so schwieriges Gefühl beschreibt, dass man sich es sich bildlich vorstellen kann.
Okay, mein nächster Punkt mag vielleicht recht simpel sein, aber trotzdem hat auch er mich sehr begeistern können: Aysel ist Türkin mit Migrationshintergrund, keine geborene Amerikanerin. Ich könnte vermutlich an einer Hand abzählen, wie viele türkische Protagonisten mir schon begegnet sind, während ich von Amerikanern schon fast überschwemmt werde. Brauche ich da noch viel mehr zu sagen? Außerdem ist die gute Aysel ein Fan von Physik und von klassischer Musik. Das hört sich gar nicht so aufregend an, aber glaubt mir, beim Lesen wirkt das ganz anders. Die Physik und die Musik sind ein Teil von Aysel und somit auch ein großer Teil der ganzen Geschichte und es passt einfach alles so gut zusammen. ♥
Nun haben wir wohl mitbekommen, dass Aysel ein ungewöhnlicher, besonderer Charakter ist. Naja, und depressiv. Aber man liest das Buch nicht, weil man deswegen Mitleid mit ihr hat . Es ist ein so großer Teil von ihr, dass es ganz natürlich wirkt. Nein, Aysel ist sympathisch. Mit ihrem etwas trockenem Humor, ihrer leicht schrägen Eigenheit und der Tatsache, dass ihr egal ist, was alle anderen von ihr denken, ließ sie mir ganz schnell ans Herz wachsen.
In dem Buch kommt außerdem eine Liebesgeschichte vor und sie passt da so gut hinein. Die Liebe zwischen Aysel und Roman ist nicht kitschig und auch nicht klischeevoll. Es ist eine ganz zarte, zerbrechliche Liebe. Und auf ihr liegt auch nicht der Fokus der Geschichte, der ist nach wie vor auf der Depression. Dementsprechend ist die Stimmung teilweise ziemlich gedrückt. Doch die Liebe ist so geschickt darin eingeflochten, dass sie die Atmosphäre nicht zerstört, sondern ihr noch eine weitere, hoffnungsvolle Schicht hinzufügt.
Es gibt nur zwei klitzekleine Punkte, die mich an diesem Debut gestört haben. Zum einen fand ich das Ende etwas zu schnell und plötzlich. Die Spannung steigt – und dann kommt alles Schlag auf Schlag und plötzlich ist alles vorbei, kaum dass man geblinzelt hat. Da hätte ich mir gewünscht, die Autorin hätte sich etwas mehr Zeit gelassen. Der andere Punkt ist das große Geheimnis um Aysels Vater, wegen dem sie depressiv geworden ist und nun den Selbstmord überhaupt plant. Nach den ganzen Andeutungen habe ich schon die schlimmsten Szenarien im Kopf durchgespielt und war dann enttäuscht, dass die wahre Auflösung so harmlos war, zumindest so harmlos, dass ich es echt nicht als Grund für Aysels Depressionen und erst recht nicht für einen Selbstmord sehe. Aber das waren wirklich nur Kleinigkeiten.

Über die Autorin:

Jasmine Warga lebt und schreibt in der Nähe von Cincinnati, Ohio. Ihren starke Glauben an die Ehrlichkeit kann man auch in ihren Texten herauslesen. Ihr Debütroman "Mein Herz und andere schwarze Löcher" (Orig.: "My heart and other black holes") startete erfolgreich durch. 

Fazit

Ein Buch, dass das Thema Depression ehrlich und realistisch darstellt und bei dem die Stimmung doch nie zu sehr gedrückt ist. „Liebe und andere schwarze Löcher“ ist traurig, witzig, ernst, einfach alles zusammen, was durch die wunderschöne Sprache noch verstärkt wird. Jasmine Warga – ihr Debut hat mich auf jeden Fall mehr als überzeugt und ich bin schon gespannt, was wir noch von ihr hören werden.

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