Vielen Dank an Vorablesen und den Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar!
Inhalt
Wenn dein Herz sich anfühlt wie ein
gähnendes schwarzes Loch, das alles verschlingt, welchen Sinn macht
es dann noch, jeden Morgen aufzustehen? Aysel will nicht mehr leben
sie wartet nur noch auf den richtigen Zeitpunkt, sich für immer zu
verabschieden. Als sie im Internet Roman kennenlernt, scheint er der
perfekte Komplize für ihr Vorhaben zu sein. Und während die beiden
ihren gemeinsamen Tod planen, spürt Aysel, wie sehr sie sich auf die
Treffen mit Roman freut, wie hell und leicht ihr Herz sein kann. Und
plötzlich ist der Gedanke, das alles könnte ein Ende haben,
vollkommen unerträglich ... Aysel beginnt zu kämpfen. Um ihr Leben.
Um sein Leben. Und um ihre gemeinsame Liebe.
♥♥♥ So, ich habe gerade einen
Teil meiner Liebe für dieses unglaublich tolle Buch herausgelassen.
Jetzt kann ich euch auch erklären, wieso ich dieses Buch so
unglaublich toll finde.
Zum einen ist da der Schreibstil. Wer
meine Rezensionen schon etwas länger liest, weiß, dass ich
Gefrorenes Herz von Mirjam H. Hüberli wegen dem wunderschönen
Schreibstil und der bildhaften Sprache geradezu verehre und es noch
immer ständig erwähne (so wie jetzt wieder – ups). Jasmine Warga
hat dieselbe Art, ganz normale und alltägliche Situationen durch
ihre Worte so zu gestalten, dass selbst ein grauer Himmel zu etwas
ganz Besonderem wird.
Depression ist ein Thema, das
vermutlich jeden auf die eine oder andere Weise etwas angeht, über
das aber, soweit ich es mitbekomme zumindest, nicht viel geredet
wird. Die Autorin spricht das Thema in dem Buch jedoch ganz offen an.
Und nicht nur das: sie stellt Depressionen auch wirklich sehr
realistisch dar, sodass auch Leute, die diese Erfahrung nicht gemacht
haben, doch nachvollziehen können, wie Aysel sich fühlt. Eine
schwarze Qualle, die jeden Anflug von positiven Gefühlen gleicht
aufsaugt, dieses Bild wird im Laufe des Buches öfter verwendet. Und
hier treffen die beiden bisher genannten Punkte aufeinander: Die
wundervolle Sprache, mit der die Autorin ein so schwieriges Gefühl
beschreibt, dass man sich es sich bildlich vorstellen kann.
Okay, mein nächster Punkt mag
vielleicht recht simpel sein, aber trotzdem hat auch er mich sehr
begeistern können: Aysel ist Türkin mit Migrationshintergrund,
keine geborene Amerikanerin. Ich könnte vermutlich an einer Hand
abzählen, wie viele türkische Protagonisten mir schon begegnet
sind, während ich von Amerikanern schon fast überschwemmt werde.
Brauche ich da noch viel mehr zu sagen? Außerdem ist die gute Aysel
ein Fan von Physik und von klassischer Musik. Das hört sich gar
nicht so aufregend an, aber glaubt mir, beim Lesen wirkt das ganz
anders. Die Physik und die Musik sind ein Teil von Aysel und somit
auch ein großer Teil der ganzen Geschichte und es passt einfach
alles so gut zusammen. ♥
Nun haben wir wohl mitbekommen, dass
Aysel ein ungewöhnlicher, besonderer Charakter ist. Naja, und
depressiv. Aber man liest das Buch nicht, weil man deswegen Mitleid
mit ihr hat . Es ist ein so großer Teil von ihr, dass es ganz
natürlich wirkt. Nein, Aysel ist sympathisch. Mit ihrem etwas
trockenem Humor, ihrer leicht schrägen Eigenheit und der Tatsache,
dass ihr egal ist, was alle anderen von ihr denken, ließ sie mir
ganz schnell ans Herz wachsen.
In dem Buch kommt außerdem eine
Liebesgeschichte vor und sie passt da so gut hinein. Die Liebe
zwischen Aysel und Roman ist nicht kitschig und auch nicht
klischeevoll. Es ist eine ganz zarte, zerbrechliche Liebe. Und auf
ihr liegt auch nicht der Fokus der Geschichte, der ist nach wie vor
auf der Depression. Dementsprechend ist die Stimmung teilweise
ziemlich gedrückt. Doch die Liebe ist so geschickt darin
eingeflochten, dass sie die Atmosphäre nicht zerstört, sondern ihr
noch eine weitere, hoffnungsvolle Schicht hinzufügt.
Es gibt nur zwei klitzekleine Punkte,
die mich an diesem Debut gestört haben. Zum einen fand ich das Ende
etwas zu schnell und plötzlich. Die Spannung steigt – und dann
kommt alles Schlag auf Schlag und plötzlich ist alles vorbei, kaum
dass man geblinzelt hat. Da hätte ich mir gewünscht, die Autorin
hätte sich etwas mehr Zeit gelassen. Der andere Punkt ist das große
Geheimnis um Aysels Vater, wegen dem sie depressiv geworden ist und
nun den Selbstmord überhaupt plant. Nach den ganzen Andeutungen habe
ich schon die schlimmsten Szenarien im Kopf durchgespielt und war
dann enttäuscht, dass die wahre Auflösung so harmlos war, zumindest
so harmlos, dass ich es echt nicht als Grund für Aysels Depressionen
und erst recht nicht für einen Selbstmord sehe. Aber das waren
wirklich nur Kleinigkeiten.
Über die Autorin:
Jasmine Warga lebt und schreibt in der
Nähe von Cincinnati, Ohio. Ihren starke Glauben an die Ehrlichkeit
kann man auch in ihren Texten herauslesen. Ihr Debütroman "Mein
Herz und andere schwarze Löcher" (Orig.: "My heart and
other black holes") startete erfolgreich durch.
Fazit
Ein Buch, dass das Thema Depression
ehrlich und realistisch darstellt und bei dem die Stimmung doch nie
zu sehr gedrückt ist. „Liebe und andere schwarze Löcher“ ist
traurig, witzig, ernst, einfach alles zusammen, was durch die
wunderschöne Sprache noch verstärkt wird. Jasmine Warga – ihr
Debut hat mich auf jeden Fall mehr als überzeugt und ich bin schon
gespannt, was wir noch von ihr hören werden.
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