Mittwoch, 21. März 2018

[Rezension] Im Zauberbann des Schneemonds von Natalie Luca

Vielen Dank an Natalie Luca für das Rezensionsexemplar.

Klappentext

Neuwald - ein nobler Stadtteil in den Weinbergen des Wienerwalds: Hierher muss die siebzehnjährige Ari nach einem Schicksalsschlag ziehen, um bei ihrem Großvater zu leben, den sie nie zuvor kennengelernt hat.
Als wäre das nicht schon schlimm genug, wird Ari in der neuen Privatschule schnell klar, dass etwas sehr Merkwürdiges in Neuwald vorgeht. Die alten Adelsfamilien der Gegend scheinen ein dunkles Geheimnis zu hüten …
Wie viel weiß der gutaussehende, aber verschlossene Schüler-Counselor Lykos darüber? Ari beginnt nachzuforschen und gerät dabei selbst in größte Gefahr …


Ich habe mich sehr auf Natalie Lucas neues Buch gefreut. Sobald ich von ihrer neuen Reihe erfahren habe, habe ich gar nicht weiter darüber nachgedacht, ob ich es lesen werde – ich mag ihren Schreibstil sehr und bisher mochte ich alle Bücher von ihr, die ich gelesen habe. Leider ist „Im Zauberbann des Schneemonds“ die erste Ausnahme. Direkt nach dem Lesen habe ich dem Buch drei Sterne gegeben, doch je länger ich darüber nachdenke, desto mehr hat mich gestört.

Ich lasse euch ein paar Wörter da: Vollmond, Jäger, Wolf. Woran denkt ihr? Werwölfe? Glückwunsch, ihr seid schneller darauf gekommen als Ari. Ich erwarte gar nicht, dass sie ganz alleine hinter die Geheimnisse Neuwalds kommt, aber wenn wir bei den Worten allein schon an Werwölfe denken, wieso nicht auch Ari, die noch viel mehr Hinweise hat? Wenigstens einen Gedanken à la „Glauben die tatsächlich an Werwölfe?“ hätte ich super gefunden. Es dauert lange, sehr lange, bis sie erfährt, was in Neuwald überhaupt los ist und selbst dann hat sie noch Probleme damit, es zu glauben, obwohl es wirklich überall um sie herum ist. Ihr muss alles Wort für Wort gesagt werden, von selbst kommt sie auf gar nichts. Sie hat sogar an einer Stelle das Wort „Werwolf“ gehört. Ihre Reaktion? Tja, drei Mal dürft ihr raten...

Wobei die Wölfe selber ziemlich cool sind. Die Ideen und Strukturen sind interessant und gut durchdacht und obwohl man nicht viel davon mitkriegt, waren sie einer meiner Lieblingsteile des Buches. Das wäre einer der Punkte, die mich vielleicht reizen würden, die Reihe weiterzuverfolgen.
Dagegen fand ich den Konflikt zwischen den Wölfen und den Jägern relativ eindimensional gehalten. Die Wölfe hassen die Jäger, die Jäger hassen sie Wölfe und sobald sie auf einander treffen und die Fehde erwähnt wird, bestehen sie nur noch aus Zorn und Hass und der Rest ihrer Persönlichkeit ist ausgelöscht. Außer den Protagonisten und den Leuten, mit denen sie direkt zu tun haben, kann ich über sonst niemanden etwas anderes sagen, als dass er zu einer der Gruppen gehört.

Natalie hat es drauf, ruhige, zurückhaltende Protagonistinnen zu schreiben, in denen ich mich bis zu einem gewissen Grad wiederfinde. Auch Ari ist wieder so eine Protagonistin, die sich eher im Hintergrund hält. Leider hatte ich öfter das Gefühl, dass das nicht unbedingt zu der Geschichte passt, dass die Autorin in diesem Buch erzählt. Ari stolpert praktisch in einen bevorstehenden Krieg und ist Mitten drin. Völlig unabhängig davon, was sonst geschieht – das ist die Position, bei der es am gefährlichsten ist und bei der es meiner Meinung nach tödlich sein kann, wenn man nichts tut. Ari tut nicht viel und steht mitten zwischen den Fronten und so sehr ich verstehe, dass die Autorin sie bewusst anders machen wollte als die anderen Figuren um sie herum, wie zur Hölle hat sie es geschafft, nicht mal verletzt zu werden?

Ein zentraler Punkt des Buches ist die „Liebesgeschichte“ zwischen Ari und dem Ordensbruder und Schüler Counselor Lykos. Ein Ordensbruder! Oh Gott, wie kann sie nur? Er ist doch ein ORDENSBRUDER!! Von Anfang an hält Ari ihre Liebe zu ihm genau deshalb für verboten, sogar noch, als sie erfährt, dass er bisher noch keine Schwüre abgelegt und deshalb auch kein richtiger Bruder ist. Wie wäre es mit dem Werwolf-Jäger Konflikt und dass die Gruppen sich sonst hassen und immer nur für sich bleiben? Wollt ihr mir weismachen, dass das nicht ein viel besseres Argument für diese verbotene Liebe gewesen wäre als irgendwelche Vorgeschobenen Ordensbruder-Ausreden? Wie auch immer, verboten oder nicht, die Liebe ist da. Nur leider war sie mir vollkommen egal. Ich sehe die Punkte, an denen sich die Beziehung zwischen den beiden entwickeln und vertiefen sollte, ich verstehe objektiv, wieso das an genau den Stellen passiert. Aber die Gefühle, die Lykos und Ari anscheinend haben, kommen nicht bei mir an. Es war nicht direkt eine Instalove, Ari fühlte sich nur vom ersten Moment an zu Lykos hingezogen und Lykos hatte keine tieferen Gefühle ihr gegenüber. Aber so fühlt es sich an. Von dieser anfänglichen Faszination kommt Ari nicht weg. Wenn ich einen Graphen zeichnen würde mit ihren Gefühlen ihm gegenüber, es wäre eine konstante Gerade, er TUT sich einfach nichts mehr. Bei Lykos dagegen kriegt man nicht viel mit. Es gibt diese paar Ereignisse, bei denen Ari mehr oder weniger was für ihn tut und er fühlt sich vermutlich dankbar und verpflichtet, diese Schuld zu begleichen. So kam es zumindest bei mir an. Später aus dem Nichts nennt er Ari „mein Herz“. Mag sein, dass er das wirklich fühlt und es nur die ganze Zeit verborgen hat oder ich nur zu doof bin seine Gefühle zu lesen, wenn nicht explizit steht, wie er sich fühlt. Aber für mich passt das nicht zusammen.

Einen Punkt möchte ich noch ansprechen. Und zwar betrifft es die Familiennamen in dem Buch. Der einzige Nachname aus Neuwald, den ich noch im Kopf habe, ist von Grafenstein, der Name von Aris Familie. Dafür, dass diese Namen ziemlich wichtig für die Geschichte sind, finde ich das traurig. Die Jäger und die Wölfe haben alle längere Namen, mit denen sie angesprochen werden, wenn die Sprache auf sie fällt. Versteht mich nicht falsch, während des Lesens wusste ich, wer gemeint war und die Namen passen zu einem gehobenem Viertel Österreichs. Doch selbst da hätte ich keinen von ihnen nennen können, wenn mich jemand gefragt hätte. Sie bleiben nicht im Kopf.



Fazit

Leider hat mir Natalie Lucas neues Buch nicht gefallen. Von den Protagonisten und ihrer Beziehung unter einander, über die blassen Nebenfiguren bis zum Hauptkonflikt hat mich „Im Zauberbann des Schneemonds“ nicht überzeugen können. Ich lege euch ans Herz, eher Natalies andere Romane, „Unter goldenen Schwingen“ und „Gefährliche Wünsche“ zu lesen.

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